Die Erinnerung wachhalten

Nachfahren von jüdischen Opfern der NS-Diktatur besuchen das Kepler-Gymnasium

Anlässlich der Einweihung der Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer der Deportation nach Gurs besuchten Frau Elana Mayerfeld und Herr Gadi Landau zusammen mit ihren Ehepartnern am 21.10.2025 das Kepler-Gymnasium, um mit den Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen über ihre Familiengeschichte zu sprechen. Dieser Besuch wurde durch die Vermittlung von Hans Mann von der „Initiative Stolpersteine Pforzheim“ möglich und von Herrn Heid vom Kepler-Gymnasium organisiert, der auch die einleitenden Worte an die Gäste sowie die Schülerinnen und Schüler richtete. Neben den Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern der 10. Klassen wurde der Besuch auch von Frau Jost und Herrn Götz unterstützt. Frau Jost hatte im Zuge eines Projekts vor zwei Jahren mit Schülerinnen und Schülern interaktive Plakate zur Deportation der jüdischen Bürger Pforzheims nach Gurs erstellt, die nun im Rahmen dieser Veranstaltung noch einmal gezeigt wurden. Die Schülerin Johanna Birkner trug bei der Veranstaltung ein Gedicht vor, das sie bereits im Rahmen des Projekts vor zwei Jahren schon einmal vorgetragen hatte. Herr Götz übersetze dieses Gedicht für die Gäste ins Hebräische und unterstützte während der Veranstaltung den Austausch der Gäste mit den Schülerinnen und Schülern, indem er vom Hebräischen ins Deutsche übersetze.

In der Gesprächsrunde berichteten Mayerfeld und Landau von ihrer Familiengeschichte, der Kindheit der Vorfahren in Pforzheim, der Zeit unter der Herrschaft der Nationalsozialisten und dem Erbe ihrer Vorfahren, das ihr Leben bis heute prägt.

Karl Leopold Landau, der Vater von Gadi Landau wurde zusammen mit seinen Eltern in das Lager Gurs verschleppt. Während seine Eltern von dort aus nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet wurden, konnte Karl Leopold Landau aus dem Lager gerettet werden und wurde von einer Bauersfamilie und Résistance-Kämpfern versteckt und geschützt. So konnte er Terror und Verfolgung des Nazi-Regimes überleben.

Fritz Reutlinger, der Großvater von Elana Landau, konnte bereits 1939 mit seinem Bruder Erich nach Belgien und später nach Palästina fliehen. Sein Bruder allerdings wird verhaftet und später nach Auschwitz verschleppt. Seine Eltern sowie seine Schwester werden nach Gurs verschleppt, können sich allerdings ebenfalls retten.

Schülerinnen und Schüler hatten in der Gesprächsrunde die Möglichkeit, individuelle Fragen zu stellen, so dass sich ein lebendiger Austausch über das jüdische Leben in Pforzheim, die Verfolgung in der Zeit der Nationalsozialisten und den heutigen Umgang mit der Vergangenheit für die Familien der Opfer und auch die Generation der Schülerinnen und Schüler ergab. Am Ende richtete Herr Landau einen eindringlichen Appell an die Schülerinnen und Schüler, in dem er betonte, dass Hass, Vorurteile, Rassismus und Antisemitismus heute mehr denn je eine Gefahr für die Demokratie darstellen und dass diese, sei sie einmal zerstört, nur schwer wieder zu errichten sei. Daher rief er die Schülerinnen und Schüler dazu auf nicht stumm zu sein und sich aktiv für Gleichheit und Demokratie einzusetzen.

Von links nach rechts – Herr Götz- Frau Reifurth – Herr Heid – Herr Landau- Herr Mann – Frau Landau – Frau Mayerfeld – Herr Mayerfeld – Johanna B.